Videos vom Symposium Psychotherapie 2022

Mittlerweile gehören spirituelle Praktiken zum festen Bestandteil psychotherapeutischer Praxis. Aber es ist auch umgekehrt: So wird es immer wichtiger, die jeweiligen Ansätze und Ziele, die die Psychotherapie verfolgt und die der spirituellen Übungen deutlicher zu machen. Auch die darunter liegenden Weltanschauungskonzepte haben es oft in sich.

Die nachfolgenden Vorträge fanden statt im Rahmen des „Symposium Psychotherapie: Erwacht, geheilt oder genesen? Gemeinsamkeiten und Unterschiede von spirituellen Übungen und Psychotherapie“ vom 23. bis 25. September 2022 am Benediktushof in Holzkirchen (Leitung Dr. Alexander Poraj und Dr. med. Matthias Lauterbach).

„Psychotherapie und spirituelle Praxis – Abgrenzung oder Ergänzung?“ von Priv.-Doz. Dr. Dr. Daniel Wagner

Daniel Wagner schlägt in seinem Vortrag einen Bogen von Sigmund Freud zu Jon Kabat-Zinn. Er fragt: Was ist Spiritualität? Und: Ist Achtsamkeit gleich Spiritualität? Er gibt Hinweise, wie  chronischer Stress abgebaut werden kann, z.B. in dem wir durch Achtsamkeitspraxis vom „Informationsbasierten Doing-Modus“ zum „Erfahrungsbasierten Being-Modus“ wechseln und in diesen tiefergehenden, z.T. spirituellen Erfahrungen Heilung und Verbundenheit spüren können. Er endet seinen Vortrag mit dem Text „Lied des Zazen“ von Zen-Meister Hakuin Zenji (1685-1789).

„Buddhistische Elemente in der Psychotherapie“ von Dr. med. Ulrike Anderssen-Reuster

Ulrike Anderssen-Reuster stellt in sehr strukturierter Weise und in einem konstruktiven Austausch Elemente von Psychotherapie und Zen nebeneinander. Das Leiden ist dabei für sie ein wesentliches Element des Lebens selbst, das es anzuerkennen gilt. Sie nutzt die Geschichte „Der Ochs und sein Hirte“ von Zen-Meister Kuo-an Shih-yuan (um 1150), um den Prozess der Selbsterkenntnis und -überwindung darzustellen, bevor sie Ursachen, Aussicht auf Heilung, Integration von Körper & Geist, Freude, Loslassen etc. aus beiden Perspektiven (PT und Zen) beleuchtet. Abschließend fasst sie zusammen, was bei der Verbindung von Psychotherapie und buddhistischen Elemente zu berücksichtigen ist.

„Mitgefühl in der Psychotherapie“ von Dr. sc. Hum. Corina Aguilar-Raab

Corina Aguilar-Raab fragt: Welche Elemente sind notwendig, um unser volles Potenzial auszuschöpfen?“ und zeigt dafür Möglichkeiten und Grenzen mitgefühlsbasierter Ansätze in der therapeutischen Praxis auf. Sie bettet kontemplative Praktiken in den klinischen Kontext ein und erläutert die spirituellen Wurzeln sowie die wissenschaftlich-psychologischen Perspektiven auf Mitgefühl für sich selbst und andere. Anschließend stellt sie mitgefühlsbasierte Interventionen im klinischen Konzext mit Studienergebnissen vor. Zum Abschluss gibt sie einen Ausblick auf die transformative Kraft des Mitgefühls.

„Zen als Heilungsweg“ von Prof. Dr. med. Angela Geissler

Angela Geissler stellt die Wirkung von Zen und Meditation auf Ärzte/Therapeuten einerseit und Patienten andererseits dar. Dabei greift sie auf persönliche Erfahrungen aus ihrer Arbeit und eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien zurück. ÄrztInnen können durch reines Mitgefühl und tiefes Zuhören Begegnungsräume mit den Patienten schaffen, in denen Heilung besser gelingt. Sie empfiehlt ganz da zu sein! Mit Blick auf die Verbindung von Zen und Glück bzw. Gesundheit stellt sie fest, dass das Einüben der Zen-Elemente Akzeptanz und Mitgefühl einen positiven Effekt auf die Gesundheit von Patienten hat. Zum Abschluss gibt sie dem Publikum herrlich lebensbejahend mit: „Genieße das Leben solange du lebst.“

„Meditation als Element der Persönlichkeits-entwicklung“ von Prof. Dr. Michael von Brück

Michael von Brück stellt in seinem Vortrag die Persönlichkeitsentwicklung in den Vordergrund. Mit sprachlicher Präzision zeigt er auf, wie therapeutische Ansätze im Buddhismus aussehen. Er geht dabei auf die Begriffe von Heilung und Achtsamkeit ein, leitet diese aus dem Sanskrit und Pali ab und stellt so dar, was Therapie im Buddhismus ist – nämlich das richtige Maß zu finden. Dabei hilft, und das zeigt er auch anhand der Kunst auf, das Erkennen des Einzelnen im Ganzen und des Ganzen im Einzelnen. Denn dies führe zu Relativierung und Intensivierung des Erlebens zugleich. Was er uns mit auf den Weg gibt: „Wer die Gegenwart genießt hat in Zukunft eine gute Vergangenheit.“


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