Sehnsucht nach Liebe und Einssein

Ist Liebe das »schönste der Gefühle«? Ja und nein. Ja, weil das Gefühl, mit einem anderen Menschen innig verbunden zu sein, so innig, dass ich mich eins fühle mit der ganzen Welt, mich erfüllt und beglückt. Zugleich aber nein – denn Liebe ist gar kein Gefühl, sondern weit mehr. Gefühle kommen und gehen, und ich habe wenig Einfluss auf sie. Liebe hingegen ist eine Grundhaltung, die ich selber einnehme. Sie ist eher eine Aufgabe als eine Belohnung.

Bedingungslose Liebe

Die Verwechslung von Liebe mit Gefühl führt zwangsläufig zur Enttäuschung. In die Liebe schleichen sich Erwartungen ein, Misstrauen und Scham, und die Liebe knüpft sich an Bedingungen. Ich liebe den anderen aus Gründen und werde geliebt für Dinge, die ich an mir habe. Leider lehrt die Erfahrung: das kann auf Dauer nicht gut gehen. Ich sehne mich danach, bedingungslos angenommen zu werden. Aber wer soll das leisten: dauerhaft verantwortlich sein für mein persönliches Wohlergehen? Das kann kein Mensch. Nur ich selber.

Verbundenheit

Die Kunst besteht darin, dem Leben un-egoistisch zu begegnen. Mich nicht zu fragen: Was nützt mir dies, was schadet mir jenes? Sondern dem Leben als Ganzem zu vertrauen. Das setzt voraus, dass ich den Schmerz als Teil des Lebens begreife. Er ist so unausbleiblich wie die Nacht am Ende des Tages und vor dem Beginn des neuen. Leben ist Wandel, es ist zwar immer das gleiche, aber nie dasselbe. Je mehr ich verstehe und erfahre, dass Alles Leben ist, nicht nur das, was mir vorübergehend gut tut, desto mehr erwacht in mir die Haltung der Liebe – die zu der Einsicht führt: Wir sind alle verbunden, wir sind es bereits.

Weiterführende Links:

„Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen.“

W. Jäger


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