„Der Schatten der Freude“
Video mit Alexander Poraj (Zen-Meister der Zen-Linie „Leere Wolke“ und Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof)
In kurzen Videos geben Kontemplations- und Zen-Lehrende des Benediktushofes Infos, Impulse und Gedanken zur täglichen Übung für Interessierte und Geübte.
„Wenn man erfolgreich ist, dann überschlagen sich die Freunde,
aber erst wenn man einen Misserfolg hat, dann freuen sie sich wirklich.“
(Harry Truman)
Freude ist doch an sich etwas Wunderbares, oder etwa nicht? Daran besteht kein Zweifel. Und doch ist sie es nicht ganz, denn im Absolutheitsanspruch der Freude sind ein paar „Aber“ spürbar.
Was ist zum Beispiel mit der Freude, die wir uns zuweilen verkneifen müssen, wenn wir erfahren, dass bestimmten Personen der berufliche Aufstieg versagt blieb, die Beziehung gescheitert oder ein anderes Vorhaben missglückte? Die deutsche Sprache hat dafür mal wieder ein passendes Wort, es lautet: Schadenfreude. Und was ist das Besondere an der Schadenfreude?
Dieser Frage nähert sich Zen-Meister Alexander Poraj in seinem Impuls an: Der eigentliche Grund für meine Schaden-des-Anderen-Freude liegt nur bedingt bei der anderen Person. In Wirklichkeit sitzt die Ursache in mir. Mehr noch: Sie ist sogar sehr genau darauf abgestimmt, was ich eigentlich möchte und was mir in meinem Leben wichtig ist und – das ist der allerwichtigste Grund -, was ich mich nicht traue zu tun oder wo ich bisher schlichtweg gescheitert bin. Schadenfreude ist damit der unmittelbare Ausdruck der Erleichterung, wenn die Komfortzone meiner Gewohnheiten nicht in Frage gestellt werden.
Reflexionsfrage: Was hindert mich wirklich, das zu tun, was mir gut tut?