Mit kleinen Gesten viel erreichen
Seit über 15 Jahren unterstützt der Benediktushof das Nepal-Schulprojekt mit Spenden. Aktuell fließt das Geld in die Anlage und Pflege einer Streuobstwiese, wie Vorsitzende Astrid Vöhringer im Gespräch erzählt.
Jede einzelne Geldspende, die die Gäste beim Bücherflohmarkt oder bei Veranstaltungen wie „Meditation am Samstag“ geben, kommt Menschen in Nepal zugute. Die Beträge werden monatlich an das Nepal-Schulprojekt überwiesen, das sich seit über 20 Jahren für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort in Nepal engagiert.
Einer der aktuellen Projekte ist beispielsweise die Pflanzung und Kultivierung einer Streuobstwiese im nepalesischen Dorf Chelsa. Das Obst wird unter anderem beim Schulfrühstück an Kinder verteilt, gleichzeitig entstehen durch das Projekt Arbeitsplätze.
Die Ideen und Initiativen des Vereins um Vorsitzende Astrid Vöhringer und der Nepalesen beruhen auf dem Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Ziel der Arbeit ist es, eine nachhaltige Entwicklung in Nepal zu fördern, die von staatlichen Einrichtungen, lokalen Kommunen und den Menschen in dem südasiatischen Land getragen und vorangetrieben wird. Um die Projekte umzusetzen ist der Verein auch auf finanzielle Unterstützung durch Spenden, wie etwa vom Benediktushof, angewiesen.
Im Gespräch erzählt Astrid Vöhringer von der Arbeit vor Ort und den aktuellen Projekten.
Das Interview führte Barbara Simon.
„Die Ideen und Initiativen des Vereins beruhen auf dem Grundsatz ‚Hilfe zur Selbsthilfe'“
Das Nepal-Schulprojekt ist im Jahr 2000 ins Leben gerufen worden: Wo liegen die Schwerpunkte Ihres Engagements, Frau Vöhringer?
Das Nepal-Schulprojekt konzentriert sich einerseits auf die Hauptstadtregion Kathmandu und seit 2006 auch auf die Region Humla im Nordwesten Nepals, an der Grenze zu Tibet/China. Seit vielen Jahren fördert der Verein das Projekt „Yalbang/Kermi“, zu dem eine Schule für 400 Schüler, ein Hostel sowie ein „Geburtshaus“ in Kermi gehören. Letzteres gewährleistet als Gesundheitsposten die ärztliche Nahversorgung. Die Unterstützung von Müttern bei der Geburtshilfe ist ein wichtiger Tätigkeitsschwerpunkt und hilft bei der Verringerung der Kinder- und Müttersterblichkeit. Bis Mai 2023 sind nach anfänglichen Akzeptanzproblemen über 15 Kinder gesund zur Welt gebracht worden.
2022 wurde außerdem ein Kindergarten in Betrieb genommen. Das Nepal-Schulprojekt unterstützt das Projekt durch regelmäßige Projektsitzungen der Beteiligten vor Ort und mit den Verantwortlichen in Ebersbach, um so die Qualität zu sichern und für die notwendige, gezielte Hilfe zu sorgen.
Worauf konzentriert sich die Arbeit des Nepal-Schulprojekts aktuell?
In den vergangenen beiden Jahren engagierte sich der Verein für die Pflanzung und Pflege einer Streuobstwiese. Zusammen mit Partnern vor Ort – eine von ihnen ist Lobsang Dolma, eine erfolgreiche Unternehmerin und wichtige nepalesische Partnerin des Vereins – wurde eine Obstplantage in Chelsa wiederbelebt. Chelsa liegt auf 3000 Meter Höhe im Distrikt Solukhumbu und ist bekannt als einer der Ausgangspunkte für das Trekking zum Everest-Basecamp. Diese Obstplantage lag viele Jahre brach und wurde mithilfe von Dorfbewohnern in Stand gesetzt. Es musste viel gerodet und Unkraut entfernt werden, um die Plantage wieder kultivieren zu können.
Inwiefern hat der Verein das Projekt weiter unterstützt?
Die Plantage konnte inzwischen erweitert werden, es wurden weitere Flächen kultiviert und zusätzliche „höhentaugliche“ Bäume gepflanzt. Nach der Rückkehr nach Deutschland habe ich einen Kurs zum richtigen Schnitt von Obstbäumen besucht und Kurzvideos erstellt, um das Wissen auch in vor Ort Nepal optimal vermitteln zu können. Die „nepalesische Streuobstwiese“, wie sie von den Beteiligten liebevoll getauft wurde, umfasste Ende vergangenen Jahres 1.300 Apfel-, Pfirsich- und Pflaumenbäume. In diesem Jahr sind weitere bestellt und gepflanzt worden. Der erste Sommer war besonders spannend für uns: Wieviel Ernte würden die Bäume nach so langer „Pause“ bringen. Nahezu wöchentlich wurden Bilder von Nepal nach Ebersbach geschickt.
Nach der Ernte wurden die Pfirsiche und Pflaumen und später auch die ersten Äpfel auf die 12-stündige Autoreise von Chelsa nach Kathmandu zur Weiterverarbeitung geschickt. 50 Prozent der Ernte bleiben laut Vereinbarung mit den Dorfbewohnern vor Ort und werden dort verwendet. Welche professionelle Arbeit von den Vereinsverantwortlichen auch in der Anlage der Obstplantage geleistet wurde, belegt das Urteil von schwäbischen Garten- und Obstbauern: Sie attestierten uns sehr gesunde Bäume, einen professionellen Baumschnitt und eine gute Kultivierung des Gartens.
Welche Bedeutung hat die Streuobstwiese für die Kinder und die Region?
Seit einigen Jahren bekommen die Kinder in den Schulen und Kindergärten, die der Verein finanziert, regelmäßig ein gesundes Frühstück mit Obst, insbesondere Äpfel, zu essen. Das gesunde Frühstück trägt dazu bei, dass sich Kinder besser entwickeln und widerstandsfähiger werden, weil es Abwechslung in die „normale“ Ernährung einer nepalesischen Familie bringt. Diese ist sehr einseitig auf Reis und Linsen (Yalbang) ausgerichtet. Diese Frühstücks-„Tradition“, die 2019 durch den Verein initiiert wurde, ist für Teile des staatlichen Schulsystems in Nepal zum Vorbild geworden und wird in immer mehr Schulen praktiziert. Allerdings zeigte sich im Lauf der Zeit, dass der Kauf von Äpfeln und anderem Obst, sowie eine flächendeckende Verteilung in allen Schulen und Kindergärten die finanziellen Ressourcen des Vereins sehr belastet. Das drohte der guten Idee den Garaus zu machen. Die Idee zur Streuobstwiese entstand unter anderem aus dem Erfolg der Baumpflanzaktion im Jahr 2011 heraus, bei der die Menschen vor Ort schon Erfahrungen sammeln konnten.
Zusätzlich schafft das Projekt neue Arbeitsplätze, etwa bei der Pflege der Plantage. Ein besonders zuverlässiger und kundiger Dorfbewohner wurde vom Verein als Verwalter angestellt und lebt heute zusammen mit seiner Familie und seinen Tieren auf der Plantage. Er koordiniert vor Ort die Aufgaben.
Wie geht es aktuell weiter?
Auf der Suche nach Sponsoren für die Obstbäume wurde eine neue Idee geboren: die „Apfelbaum-Paten“. Die Paten erwerben für 25 Euro einen Baum auf der „Streuobstwiese“ und bekommen ein Zertifikat als Besitzurkunde. Zusätzlich wird vor Ort am Baum der neue Besitzer gekennzeichnet.
Gibt es weitere Projekte, die dem Verein derzeit am Herzen liegen?
Damit weitere Menschen ein regelmäßiges Einkommen beziehen können, hat sich unsere Partnerin Lobsang Dolma entschieden, einen Teil ihrer Teppichproduktion von Kathmandu nach Chelsa zu verlegen und damit die alte Tradition der Herstellung von Teppichen wieder zu beleben. Dazu werden aktuell Webstühle repariert, neue von Kathmandu geliefert und die Frauen im Dorf geschult. Die Anstrengungen wurden 2023 fortgesetzt, damit die Dorfbewohner in der Plantage und in der Teppichfabrik ein festes Einkommen beziehen können.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Schule, die dringend modernisiert und erweitert werden muss. Nur so finden sich auch gute Lehrkräfte, die in der Schule unterrichten und den Kindern Zugang zu Bildung verschaffen. Aus diesem Grund wird zwischen Kloster und Dorf ein Haus umgebaut und mit einer Küche versehen. Im September – nach der Regenzeit – erwartet der Verein Nepal Schulprojekt e.V. den mehrwöchigen Besuch eines deutschen Schreiner-Ehepaars, die den Innenausbau als Teil ihres ehrenamtlichen Engagements für den Verein vornehmen.
Eine weitere große Herausforderung ist die Koch- und Heizsituation in den Wohnhäusern im „Settlement“. Traditionell verfügen die Kochstellen, die auch als Heizung genutzt werden, über keinen Abzug nach außen. Das bedeutet, dass in Nepal die Kohlen-Monoxid-Vergiftung eine häufige Todesursache ist und Krankheiten wie Bronchitis und Asthma weitverbreitet sind. Zusammen mit einem befreundeten Verein soll dieses Thema 2023/24 angegangen werden. Gespräche mit möglichen Förderern und Sponsoren haben im Sommer begonnen.
Mehr zum Nepal-Schulprojekt finden Sie hier.