Interview – Umweltschutz und Nachhaltligkeit
von Jordis Dony
Blandina von Collande und Marlise Teicke arbeiten am Benediktushof im Kursbüro.
Blandina gibt zudem Zen- und Taiji Chan-Kurse. Beiden liegt der Schutz unserer Umwelt nicht nur am Herzen, sondern sie tun aktiv etwas dafür. In ihrem privaten Umfeld und öffentlich. Wir haben mal genauer nachgefragt.
„Wir sollten uns auf unserem Planeten verhalten wie Gäste, denn wir sind nur Gäste auf Erden.„
Marlise Teicke
Du engagierst dich für den Umweltschutz. Wo bist du aktiv? Und seit wann?
Marlise: Ich bin seit 2014 Mitglied der „Grünen“. Mit meiner Fraktion bin ich in Wertheim im Gemeinderat und berechne dafür z.B. wieviel Regenwasser bei einem Starkregen bei der erneuten Versiegelung von Grün- und Ackerflächen nicht mehr versickern kann. Und zusammen mit dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) beschützen wir ein Areal in Wertheim in dem sich wieder viele Tiere und Pflanzen niedergelassen haben.
Blandina: Seit 2020 bin ich mit einer Gruppe von Frauen, die ich von der Würzburger Thich Nhat Hanh Gruppe kenne, den „Omas for Future“ beigetreten. Die Würzburger „Omas for Future“ wurden 2019 von Angela Deyerling ins Leben gerufen.
Deine langjährige Praxis im Zen und dein Engagement für den Umweltschutz – wie passt das zusammen?
Blandina: Praxis im Zen und soziales Engagement gehören für mich unbedingt zusammen. Willigis hat immer betont, dass eine Praxis, die nicht auf den Marktplatz führt, ein Irrweg ist. Und der Kontakt mit Bernie Glassman und den ZenPeacemaker hat mich in dieser Haltung noch unterstützt.
Was bedeutet die Arbeit am Benediktushof für dich im Hinblick auf dein Engagement für den Umweltschutz und Nachhaltigkeit? Gibt es da eine Verbindung?
Marlise: Die Arbeit am Benediktushof bedeutet für mich sehr viel. Mit Bezug zum Umweltschutz wurde ich vom Geschäftsführer Gerhard Bader gefragt, ob ich die kontinuierlichen Verbesserungsprozesse für energiesparendes, klimafreundliches Wirtschaften und Arbeiten am Benediktushof mit begleiten möchte. Ich freue mich darauf, auch im Rahmen meiner Arbeitsstätte noch ein paar Dinge zugunsten der Natur und der Umwelt ändern zu können.
Otto Scharmer spricht in „Theorie U – Von der Zukunft her führen“ von einer ökologischen Krise, die durch die Trennung zwischen meinen Wahrnehmungen und meinem Selbst entsteht, also dadurch, dass wir nicht mehr mit allen Sinnen wahrnehmen, was wirklich um uns herum passiert. – Wie kann die Praxis von Zen und Kontemplation helfen, Zugang zu unseren Sinnen zu finden und die innere Leere zu füllen oder auszuhalten oder anzunehmen?
Blandina: Die ökologische Krise ist auch eine spirituelle Krise. Das sagt z.B. auch David Loy, der 2019 das Buch „Ökodharma“ geschrieben hat. Solange wir uns als getrennt von der sogenannten Umwelt fühlen und durch unser aufwendiges Konsumverhalten systematisch mehr Ressourcen verbrauchen, als im Prozess der Erneuerung entstehen können, bleiben wir im alten Muster stecken. Das Erleben der Verbundenheit, des Nicht- Getrenntseins in der Praxis von Zen und Kontemplation muss Ausdruck finden im alltäglichen Handeln.
„Das Erleben der Verbundenheit, des Nicht-Getrenntseins in der Praxis von Zen und Kontemplation muss Ausdruck finden im alltäglichen Handeln.“
Blandina von Collande
Was tust du konkret in deinem Alltag – vielleicht auch inzwischen – bewusst anders als früher? Was ist dir wichtig?
Marlise: Mit meiner Familie lebe ich sehr autark und naturverbunden. Zur Renovierung unseres Hauses verwenden wir zudem fast ausschließlich alte Materialien: Schilfrohrmatten und Kalkputz zur Isolierung, Hanf für die Dachdeckung. Geheizt wird seit 1991 mit einer reinen Holzheizung. Durch unseren eigenen Wald sind wir in der Lage uns komplett selbst mit Wärme zu versorgen. Auf dem Dach haben wir eine thermische Solar- als auch seit über 20 Jahren die erste Photovoltaikanlage im Dorf. Damit nutzen wir die natürliche Energie der Sonne. Zudem sammeln wir das Regenwasser für den Garten und die Toilettenspülung in einer 10.000 Liter großen Zisterne.
Blandina: Ich nehme öfter das Fahrrad, wobei ich durch die Arbeit am Benediktushof auf das Auto nicht ganz verzichten kann. Aber ich habe auf meinem Auto einen Aufkleber „Freiwillig 100“. Solche hatten wir schon mal während der Ölkrise 1973. Bei den aktuellen Preisen für Benzin und Diesel ist das sicher für viele wieder eine Überlegung wert. Wir installieren gerade eine Photovoltaikanlage auf unserem „Mehrgenerationenhaus“, in dem wir mit Tochter und Enkelkindern leben. Außerdem versuche ich, plastikverpackte Lebensmittel zu vermeiden, was leider nicht immer gelingt. Und natürlich nehme ich auch öffentlich als „Oma for Future“ Stellung.
Was ist dein Herzensanliegen, wenn du an die Natur denkst, aber auch an die Gesellschaft? Gibt es etwas, das du den Menschen mit auf den Weg geben möchtest?
Marlise: Wir sollten uns auf unserem Planeten verhalten wie Gäste, denn wir sind nur Gäste auf Erden.
Blandina: Ich wünsche mir wirkliche Fürsorge und Wertschätzung und Verantwortung für die Menschen, die Tiere und Pflanzen, für alle Lebewesen und den ganzen Planeten. Eine individuelle und kollektive Wahrnehmung, dass wir nicht getrennt sind, das liegt mir am Herzen.
Welchen Tipp hast du noch, wo man sich informieren, inspirieren lassen, lernen, engagieren kann?
Marlise: Das Buch „Besser leben ohne Plastik“ von Nadine Schubert. Vorträge über die Lichtverschmutzung anhören von Sabine Frank, Sternenparkkoordinatorin und Sozial- und Kulturwissenschaftlerin, Hobby-Astronomin.
Blandina: Das Buch von Richard Stiegler: „Warum uns der Klimawandel an innere Grenzen bringt.“
„Ökodharma“ von David Loy, das habe ich schon erwähnt.
„Die verkannten Grundlagen der Ökonomie“ von Riane Eisler und
die Bücher von Joanna Macy u.a.: Dem Chaos standhalten, ohne verrückt zu werden.“
All diese kann ich guten Gewissens empfehlen.
Die „Omas for Future“ um Angela Deyerling wurden zum Welt-Frauentag vom Bayerischen Fernsehen portraitiert. Auch Blandina ist mit dabei. Es geht im Beitrag besonders um die Verantwortung für die nachkommenden Generationen. Eigentlich wollten die „Omas“ beim Videodreh auch auf dem Würzburger Marktplatz tanzen und so auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Durch den Beginn des Krieges in der Ukraine war das nicht mehr passend. So wurde aus einer bunten Demonstration für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine stille, vom Weltgeschehen tief berührte Demonstration für Frieden. Spiritualität, Umweltschutz und Verbundenheit mit anderen Menschen, das gehört zusammen und das wird bei den „Omas for Future“ im Beitrag des BR mehr als deutlich.
Angela Deyerling möchte mehr Menschen mit auf den Weg nehmen. U.a. durch einen Kurs bei uns am Benediktushof:
„Hoffnung durch Handeln – der Klimakrise begegnen: mit Achtsamkeit und Naturerfahrung“ (07.-09.10.2022)
Kurshinweis: „Wie geht es uns mit der Klimakrise?“ – Tages-Workshop im Zendo mit Richard Stiegler (24.04.2022)
In der aktuellen Pandemie bekommen wir gerade einen Eindruck davon, welche Verwerfungen und Einschnitte eine globale Krise bewirken kann. Das ist aber wohl nur ein Vorgeschmack davon, was durch den Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten unerbittlich auf uns zukommt. In den Medien wird dabei vor allem über die äußere Dimension des Themas gesprochen. Doch wie geht es uns innerlich mit der Erkenntnis, dass wir unser Leben radikal ändern müssen? Wie geht es uns damit, wenn in Frage steht, ob unsere Kinder und Enkel und viele Arten auf dieser Erde noch eine lebenswerte Zukunft haben? Im Workshop werden wesentliche Aspekte für einen individuellen und kollektiven Bewusstseinswandel aufgezeigt und die Teilnehmer*innen werden durch Übungen unterstützt, eigene Gefühle wie Betroffenheit, Angst, Ohnmacht, Überforderung oder Wut mitzuteilen und die Kraft der Selbstwirksamkeit und der Empathie zu entdecken. Für jede Teilnehmer*in wird ein Baum bei PRIMAKLIMA e.V. gepflanzt.