FROHES NEUES JAHR
ein Impuls des spirituellen Leitungsteam um Maria Kolek Braun, Fernand Braun und Alexander Poraj
Was heißt das eigentlich „Frohes, neues Jahr“? Wie können wir diesen so oft gewohnheitsmäßig gesprochenen Wunsch mit mehr Bewusstheit in die Welt tragen? In einem Dreiklang wünscht uns das Team der spirituellen Leitung auf ganz individuelle Weise ein FROHES – NEUES – JAHR.
FROHES…
Zu Beginn des Jahres wünschen wir uns gegenseitig ein „Frohes Neues Jahr“. Wir wünschen uns frohe Augenblicke, Momente, die von Freude ausgefüllt sind. Das Adjektiv „froh“ bedeutet „mit Freude erfüllt, in gehobener Stimmung sein“, und die mittelenglische Bedeutung von „frow, frough“ bedeutet „lebhaft, frisch“.
Freude ist frisch, beschwingt, lebhaft. Nur in der Gegenwart ist sie lebendig, spürbar, sie lässt uns die Kostbarkeit des Augenblicks erleben. Immer dann, wenn wir dies nicht erwarten, wenn wir uns einfach so in voller Wachheit auf das Leben, wie es uns in diesem Moment entgegen kommt, einlassen, kann uns Freude erfüllen: beim zufälligen Gespräch mit einem Fremden in der Bahn, beim absichtslosen Blick in den Sternenhimmel, in der Hingabe beim Spiel mit unseren Kindern und Enkeln, bei diesem Schritt, den wir gehen.
Wir erfahren, wissen zutiefst, dass dieser Moment vollkommen ist, dass er einfach ist – jenseits von richtig und falsch. Mögen wir uns von vielen solcher frischen, unmittelbaren Momente berühren lassen mit offenem Herzen und weiten Sinnen. Mögen uns viele Augenblicke der Freude geschenkt sein.
…NEUES…
Eines Tages bekam ich zu Silvester eine Einladung mit der Überschrift: „Willkommen zur Abschiedsparty!“ Diese Einladung hatte eine eigenartige Wirkung auf mich. „Richte dein Leben nach vorne, in die Zukunft, und schaue nicht zurück!“, lautet die Devise. Das gilt besonders an Silvester und für das auslaufende Jahr. Es hinter mir lassen, und zwar gründlich – besonders in diesem Jahr. Ja! Aber wohin geht es denn – das „alte“ Jahr? Und woher kommt das „neue“? Diese Frage stelle ich mir nicht nur an Silvester. Gehen und Kommen geschehen in jedem Moment. Jeder Augenblick ist im Wandel. Das wissen wir alle. Woran ich mich immer wieder gewöhnen muss – diesen Wandel, der nicht nur da „draußen“ stattfindet, sondern auch mitten in mir, zuzulassen – ob ich es will oder nicht. Dann fühle ich mich wie aus dem Nest geworfen und im „Niemandsland“. Je mehr ich dieses Kommen und Gehen wach und bewusst zulassen kann, werde ich gelassener, und dieses Kommen und Gehen in jedem Augenblick erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.
Gleichzeitig fühle ich Mut in mir, dieses Leben wirklich leben zu wollen. Ich weiß: Nur wenn ich das Vergehende nehme und lasse, kann ich das Neue wirklich willkommen heißen – diesen Augenblick, so frisch, unerschöpflich, neu und flüchtig!
…JAHR!
Was ist ein Jahr? Ein Monat oder ein Tag? Oder noch genauer: Was ist eine Minute, Sekunde oder der berühmte Augenblick? Gibt es sie alle wirklich? Und wenn ja, dann wo, wie und wann? Die Antwort ist eindeutig und einfach: Es gibt sie hier, genauso und jetzt. Es gibt aber auch mehrere „Aber“. Der berühmte „Augenblick“ ist nämlich nicht zu fassen und schon gar nicht zu haben. Trotzdem ist er irgendwie da. Wie das? Es scheint so zu sein, dass die einzige Möglichkeit des Umgangs mit ihm darin besteht, ihn zu erleben. Mehrere Gründe sprechen dafür. Der wichtigste besteht wohl darin, dass wir ebenfalls zu Gänze flüchtig sind und uns, wie alles andere auch, von Augenblick zu Augenblick ereignen. Somit ist das Beste, was wir uns gegenseitig wünschen können, unmittelbar präsent zu sein.
Sind wir es, dann erleben wir nicht nur das Leben, sondern sind es. Alle anderen Alternativen, wie das Schwelgen in Erinnerungen oder in möglichen Zukunftsszenarien, gehen auf Kosten dieser Unmittelbarkeit.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen den Mut, da zu sein und zwar genau hier, wo wir gerade sind und genau das verkörpernd, was sich soeben ereignet. Lasst uns bitte beseelter werden in der Frische und Einzigartigkeit des Moments, wodurch dieser weniger seelenlos erlebt werden kann.