Gedanken im Nebel
von Fernand Braun, Kontemplationslehrer der Linie „Wolke des Nichtwissens“ (W. Jäger)
Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof
Auf dem Weg zum Arzt – eine dichte Nebelwand. Vor mir ein Lkw! Er nimmt mir die Sicht. Vor allem, es geht langsam. Zu langsam. Die Zeit – sie drängt.
Endlich! Im Wartezimmer – dicht gedrängt, ungeduldiges Warten. Die Zeit – sie verstreicht langsam, zu langsam. Ich beschäftige mich mit meinem Handy. Die Zeit „totschlagen“, irgendwie. Die Zeit (r)umbringen mit meinem Handy. Ein seltsamer Gedanke!
Ein Knarzen. Mein Name. Na endlich! Kein Wunder, ich bin der Letzte – und fühle mich auch so.
Ein erstauntes Lächeln – die Ärztin, eine Dame mittleren Alters, ihre Kleidung extravagant und lebendig. Sie ist eine mutige Frau – mutig, sie selbst zu sein. Mein Gemüt ist heiter. Die Zeit – sie „fließt“ dahin.
„Seltsam, im Nebel zu wandern…
Jeder ist allein“
(Hermann Hesse)
Meine Ärztin – erst freundlich, dann bestimmt: „Das muss operiert werden!“
„Oooh!“ Für einen Augenblick steht sie still, die Zeit! Langsam steigt der Nebel trüber Gedanken wieder auf!
„Gedanken sind wie Herbstblätter im Abendwind“, las ich irgendwo. Unbeständig sind sie, flatterhaft. Mit „verneinender Gebärde“ fallen sie zu Boden.
Und die Zeit? Jahr und Tag vergehen. Die Kalenderblätter fallen nur so herunter. Meine Träume: Auch sie fallen – ins Nichts!
Was bleibt?
Der Augenblick!
Immer bleibt es – wenn du es zu leben weißt!
Spüre den kalten Herbstwind in deinem Gesicht,
den pochenden Schmerz tief in deinem Inneren!
Sieh das Licht der Sonne, das durch den Herbstnebel strahlt
und deine Freude erhellt;
Vielleicht gibt es Schöneres; aber dieser Augenblick ist deiner.
Du darfst sein –
Worte verschenken,
leben,
lieben!
Dein Herz – es kennt keine Jahreszeit.