„Wechselnde Pfade – Schatten und Licht“
Video mit Maria Kolek Braun (Kontemplationslehrerin der Linie „Wolke des Nichtwissens“ und Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof)
In kurzen Videos geben Kontemplations- und Zen-Lehrende des Benediktushofes Infos, Impulse und Gedanken zur täglichen Übung für Interessierte und Geübte.
„Denn Offenheit bedeutet, sich vor allen Dingen dem Unbekannten und dem für uns unakzeptablen Teil der Wirklichkeit zuzuwenden.“
(Richard Stiegler)
Vor knapp zwei Monaten erreichte den Benediktushof die Nachricht vom schrecklichen Unfalltod unserer langjährigen Mitarbeiterin Lissi Höfling und ihres Mannes. Das tägliche Leben war wie eingefroren, gedämpft. Tiefe Betroffenheit, Nicht-Verstehen und großer Schmerz lösen und verändern sich erst langsam. Es tut gut, diesem Schmerz und der Trauer immer wieder Raum zu geben, weil sie jetzt Realität sind. Zugleich geht das Leben weiter, wie man allgemein so sagt – dies stimmt zutiefst. Das Leben lebt sich immer im Jetzt. In der Fülle des Augenblicks ist nie nur der empfundene Verlust, die Leerstelle da. Vielmehr offenbart sich die Fülle des Augenblicks in der Gleichzeitigkeit von Trauer und Sonne, von Schmerz und dem Gefühl, von Zusammengehörigkeit und Kraft. Nicht als Gegensätze, sondern als verschiedene Facetten des Lebens. Wenn wir uns in jedem Augenblick dem hingeben, was jetzt ist, bedeutet das nicht Respektlosigkeit gegenüber den Toten, sondern die Bereitschaft, loszulassen, die Bereitschaft, die Trauer sich verwandeln zu lassen. Das ist Spiritualität: aufhören, zu verdrängen und sich der Wirklichkeit stellen, ihr nicht ausweichen, sondern dem Leben vertrauen.
Reflexionsfragen:
1) Wenn du schon einmal den „Boden unter den Füßen verloren“ hast, konntest du den Schmerz zulassen, oder hast du ihn doch eher vermieden?
2) Was ist aus dem jeweiligen Verhalten und Empfinden heraus geschehen?